Donnerstag, 3. September 2015

Abschluss eines Auslandsjahres

So, nachdem ich jetzt schon zwei Monate wieder deutschen Boden unter den Füßen habe, dachte ich ich beende hiermit offiziell meinen Blog.
Ich bin nach einem ereignisreichen Jahr wieder zuhause angekommen. Auch wenn es eine Weile gedauert hat mich wieder einzuleben, ist auch hier der Alltag zurückgekehrt.
Einiges hat sich geändert, auch manche Sachen von denen ich es nicht erwartet hätte. Aber vieles ist auch noch genauso wie vor einem Jahr.
Das nächste Schuljahr steht vor der Tür und ich werde sehen wie die Oberstufe nach einem Jahr in USA läuft.
Ich habe immer noch regelmäßig Kontakt mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden in USA. Da bekomme ich dann so Nachrichten darüber das die Kartoffeln im Garten endlich wachsen oder was es zum Mittagessen gab. Ich freue mich über diese alltäglichen Dinge die da erzählt werden, weil sie mir irgendwie das Gefühl geben als wäre ich doch noch ein kleines bisschen in USA.

Vielen Dank fürs Lesen!!!
LG, diesmal aber aus Deutschland :)

Zum Abschluss jetzt hier noch mein Bericht den ich für das Daimler-Byrnes-Stipendien geschrieben habe:




Abschlussbericht Auslandsjahres 2014/15 Julia Spies mit dem Daimler-Byrnes-Stipendium Region Stuttgart

„Deutsche Sprache, schwere Sprache“ war das Erste, was mir durch den Kopf schoss, als ich in Frankfurt landete. Nicht wortwörtlich, aber sobald die Räder des Flugzeugs deutschen Boden berührten, stürzte mein Gehirn in ein bilinguales Denglisch Dilemma. Plötzlich alles wieder auf Deutsch. Dabei war die Welt doch ein Jahr auf Englisch gewesen. Und da kann man sich als Austauschschülerin eigentlich nur fragen „Whaaaat passiert hier please gerade!?“
Aber hinter der Zollabtrennung des Frankfurter Flughafens wartete nicht nur deutsche Sprache auf mich, sondern auch meine Familie!! Ein Wiedersehen auf das ich mich so lange gefreut hatte.

„Wie hat es dir eigentlich in Amerika gefallen?“ Wahrscheinlich ist das die Frage, die ich im letzten Monat am meisten gehört habe. Gut hat es mir gefallen. Ach was, es war einfach klasse! Aber eben auch schwer zu beschreiben. Zu viel ist passiert in dem Jahr, um es mal eben in fünf Minuten zusammenzufassen. Ich habe jede Menge tolle Leute kennen gelernt. Da sind aber eben auch Leute dabei, die man nur schwer beschreiben kann.
Nicht nur meine Gastfamilie, auch andere Austauschschüler, Helfer bei AFS und Leute, die ich in der Schule oder anderswo kennen lernte.
Meiner Gastfamilie bin ich einfach nur unendlich dankbar, dass ich ein Jahr bei ihnen leben durfte. Sie sind wundervolle Menschen. Mit meinen Gasteltern habe ich mich sofort super verstanden und mich auch gleich wie zuhause gefühlt. Anfangs noch schwierig war die Umstellung von einer kleinen Schwester in Deutschland zu zwei großen Brüdern in USA. Es ist eben doch sehr anders, das Küken in einer Familie zu sein als eine große Schwester.
Am Anfang war ich nicht sicher, wie genau ich im Haushalt helfen und mich in die Familie integrieren sollte. Also habe ich zu Beginn des Jahres geholfen, wann immer es ging. Nach ein oder zwei Wochen beschwerte sich mein Gastbruder Colman zum Spaß bei mir, das ich ihm ein schlechtes Gewissen machen würde, da ich so viel mehr half als er.
Zuhause zu wenig helfen und im Ausland zu viel. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich wirklich wie zuhause gefühlt habe.
Schon schwieriger fand ich es mich in der Schule einzuleben. Meine Schule wurde von 3000 Schülern besucht. Das führt zu einem riesigen Chaos, besonders in den Gängen zwischen den Stunden!
Und so ist es als Austauschschülerin nicht einfach gewesen Anschluss zu finden.
Die Leute in der Schule waren zwar freundlich, aber zu Beginn waren es keine echten Freundschaften die ich schloss. Ich hatte den Eindruck, dass Freundschaft in USA anders aufgefasst wird als in Deutschland. Es wird viel lockerer mit dem Begriff „Freund“ umgegangen. Jemand der in Deutschland höchstens als Bekannter bezeichnet werden würde, wird dort ein Freund genannt.
Es dauerte eine Weile bis ich Freunde nach meiner „deutschen“ Definition gefunden hatte.

Der amerikanische Schulalltag bot aber noch einige weitere Kuriositäten, an die ich mich erst gewöhnen musste. Der „Pledge of Allegiance“, der jeden Morgen nach der ersten Stunde gesagt wurde. Es ist ein kurzer Spruch, in dem man der amerikanischen Flagge Treue schwört. Er zeugt von einem Patriotismus, der in Amerika allgegenwärtig, in Deutschland aber in dieser Form vollkommen unbekannt ist.
Die Gegend um Washington D.C., in der ich mein Jahr verbrachte, ist extrem liberal und voller Zuwanderer. Die Grundeinstellung gegenüber Patriotismus und dem Rest der Welt ist dennoch eine vollkommen andere als in Deutschland. Besonders gut zeigte sich dies an einigen Fragen die mir Mitschüler gestellt haben.
„Habt ihr Autos in Deutschland?“
Ich: “Natürlich, das Auto wurde in Deutschland erfunden.“
„OH…“
Besonders schön auch:
„Sprecht ihr Deutsch in Deutschland?“
Ich: „Nein, wir sprechen Chinesisch“
„Was? Wirklich?“
Ich: „Natürlich sprechen wir Deutsch in Deutschland.“

Auch der Unterricht war um einiges anders, als ich es von Deutschland gewöhnt war. So wurde in USA wirklich alles, auch die kleinste Hausaufgabe benotet und viel weniger Wert auf große Klausuren gelegt. Dafür gibt es am Ende jedes Semesters große Abschluss-prüfungen.

Es war nicht immer einfach ein Jahr von zuhause weg zu sein. Im November und Dezember hatte ich meinen persönlichen Tiefpunkt und ich wäre an manchen Tagen am liebsten nach Hause geflogen. Da glich das große Abenteuer teilweise einem Albtraum. Aber auch das gehört zu einem Auslandsjahr dazu. Ich habe gelernt, dass es nicht nur gute Tage geben kann. Aber auch, dass man die schlechten Tage überstehen muss, um zu den Guten zu kommen. Und von den guten Tagen gab es so viele!!
Ich habe viele tolle Dinge erlebt während meines Jahres in USA.
Die vielen Wochenenden in Washington D.C. mit Freunden oder anderen Austauschschülern waren unvergesslich. Einfach mit Freunden nach der Schule zu Starbucks und danach zum Softball Training zu gehen. Es sind diese Dinge, die vielleicht nicht so besonders klingen, die aber mein Jahr ausgemacht haben.
Ein besonderes Highlight meines Jahres war definitiv meine Reise nach Alaska. Der größte Staat der USA liegt nordwestlich von Kanada und unterscheidet sich gewaltig von Maryland, dem kleinen Ostküstenstaat in dem ich wohnte. Meine Gastfamilie verbringt jeden Sommer in Alaska und auch mein Gastopa wohnt die Hälfte des Jahres in Alaska.
So hatte auch ich die Chance ganz am Ende meines Auslandsjahres noch 10 Tage in Homer, Alaska zu verbringen. Die Natur in Alaska ist einfach überwältigend und ein Campingtrip mit Kanufahren und Zelten am Strand bleibt unvergesslich!!

Es hat sich so sehr gelohnt, dieses Auslandsjahr, und ich bin Ihnen, liebe Stipendiengeber, unendlich dankbar, dass Sie mir dieses Jahr ermöglicht haben und mir die Chance gegeben haben, in dieses Abenteuer aufzubrechen.

Und obwohl ich schon fast einen Monat wieder heimischen Boden unter den Füßen habe, kann ich es immer noch nicht wirklich glauben. Dass ich wirklich ein Jahr in USA war. Dass das Jahr schon vorbei ist. Dass ich schon wieder zuhause bin.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an die Menschen denke, die ich im Ausland getroffen habe. Meine Gastfamilie, meine Freunde in der Schule, die anderen Austauschschüler von überall auf der Welt.
Und ich bin sicher, dass der Abschied den ich von USA genommen habe nur ein Abschied auf Zeit ist. Ich habe fest vor mein zweites Zuhause zu besuchen.

Viele Grüße und vielen Dank!
Julia Spies

                                                                                                                                                                            
 

Wer hat sich das denn bitte ausgedacht!?

(Anmerkung: Dieser Post  ist von April, ich habe aber damals vergessen ihn hochzuladen.)
Da es hier inzwischen so langsam aber sicher auf das Ende zugeht (nur noch zwei Monate (Hiiilfe!! und Juchu)) und ich inzwischen ja auch schon eine Weile hier bin dachte ich mir ich könnte mal einige Unterschiede zusammenfassen die mir mit der Zeit so aufgefallen sind.

1. Das metrische System: Wer bitte hat sich das denn ausgedacht? Auch nach 8 Monaten habe ich immer noch nicht verstanden was es soll Zutaten in Volumen statt Gewicht zu  messen. Auch weiß ich immer noch nicht, wieviele Cups in einem pound sind, wieviele quints in einer gallon und so weiter.
Und lasst mich gar nicht erst anfangen mit den Umrechnungen. 12 inches in einem foot und so weiter.
Ich meine wer hat sich das ausgedacht? Was soll das? Und da ich immer noch nicht das Equivalent zu Metern weiß, yards verwendet nämlich niemand, verwende ich also konsequent weiter das metrische System, eurpäische Schuh- und Kleidergrößen und manchmal auch das 24 Stunden Zeit System.
Hin und wieder bekomme ich dafür auch seltsame Blicke zugeworfen wenn ich etwas sage wie "That's only a meter or so away from you.", aber meine Freunde und Familie haben sich inzwischen daran gewöhnt und schütteln einfach nur den Kopf wenn ich mal wieder meine Schuhgröße nur mit 39 angeben kann und dann ersteinmal das Internet befragen muss um dann, erneut, heraus zu finden das ich Schuhgröße 9 habe.


2. Computer Tastaturen: Y anstelle von Z. Keine Umlaute. Und das Komma ist ganz bestimmt nicht da wo es sein sollte. Genauso wie das Fragezeichen, @, &, % ,' oder so ziemlich jedes andere Zeichen auf einer Tastatur. Und da dauert es dann schon ein bisschen länger einen Aufsatz in der Schule zu schreiben wenn ich jedesmal wenn ich das Wort 'why' schreiben will 'whz' schreibe.
Mit den Umlauten habe ich eigentlich kein Problem, weil ich Emails etc. sowieso nur von zuhause aus schreiben kann, weil das Schulinternet meine Email Website als gefährlich und potentiell schädigend einstuft und sich weigert meine Emails abzurufen oder zu verschicken.

3. Klimaanlagen und Heizung: Jetzt im Frühling ist das besonders extrem. Während einige Gebäude jetzt bei 20°C Außentemperatur schon wieder die Klimaanlage angeschmissen haben damit es auch bloß nicht auch nur ein Grad zu nahe an "im Gebäude im TShirt sein" - Temperatur herankommt, heizen andere noch fröhlich vor sich hin so das man sobald man durch die Tür kommt das Gefühl hat in der Sauna zu sein.

4. Autos: In Washington DC selbst, kommt man ohne Auto wundebar zurecht, da die Metro so ziemlich überall ist. Aber sobald man die Innenstadt verlässt und in den Suburbs (ich glaube das könnte man Vorstadt übersetzen) ist, wird der öffentlich Nahverkehr plötzlich unglaublich kompliziert.
Eigentlich haben die Busse einen Fahrplan, aber der wird von allen gutmütig ignoriert. Da kann es also schon passieren das man 20-30 Minuten an der Haltestelle wartet, obwohl der Bus eigentlich schon längst hätte kommen sollen.
Außerdem ist das Bussystem nicht so der Hit, was bedeutet um zu meiner Schule zu kommen müsste ich zwei oder dreimal umsteigen und dann frage ich dann doch lieber jemand ob sie mich mit dem Auto mitnehmen können.

Donnerstag, 19. März 2015

Das Fortpfanzungsverhalten von Seeigeln, ein bisschen "viel" Schnee & Softball

Da ich schon eine Weile nichts mehr geschrieben habe und ich momentan überhaupt keine Lust habe mich mit dem Fortpflanzungsverhalten von Seeigeln zu beschäftigen (wir machen gerade ein Experiment in Meeresbiologie), dachte ich mir ich berichte mal ein bisschen was hier so los ist.

 Wir hatten hier einen für Maryland ungewöhnlich kalten Winter mit Schnee bis Anfang März.
Da Maryland im Sommer eher einem südlichen Staat ähnelt und schwüle, heiße Luft ohne Ende abbekommt, ist hier kein Mensch auf Winter eingestellt.
Sobald es ein bisschen schneit steht das Leben still. Ich hatte Anfang März in einer Woche nur zwei Tage Schule weil der Rest wegen Schnee ausgefallen ist.
Und wir reden hier nicht von eingeschneiten Häusern und Schneestürmen bei denen man das Haus nicht verlassen will, sondern von 10 cm Schnee.
Ich habe mir einige ungläubige Blicke eingefangen als ich erzählt habe wie viel es in Deutschland schneit und das wir nie Schulfrei deswegen bekommen.
 Passend zum Schnee haben wir mit AFS dann im Februar einen Skitrip gemacht und sind auf dem Weg nach Pensylvania auch prompt im Schnee stecken geblieben. Das zum Glück aber nur 200 Meter von unserer Hütte entfernt.
Das Skigebiet war winzig, aber da wir auch Leute dabei hatten die hier zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee gesehen haben, war das glaube ich auch ganz gut so.
Ich habe also mit ein paar anderen Anfängern zusammen an meinen spärlichen und neuen Snowboard Fähigkeiten gearbeitet und bin diesmal ohne Verletzung durch das Wochenende gekommen.

Inzwischen hat die Softball Saison angefangen und wir haben demnächst unser erstes Spiel.
Ich bin echt glücklich das ich es ins Team geschafft habe, nachdem das mit Basketball ja nicht so wirklich etwas geworden ist.
Außerdem machte Softball einfach extrem viel Spaß und die meisten Leute im Team sind klasse!!
 Das zweite Semester ist schon wieder fast halb vorbei und langsam verstehe ich nicht mehr was mit der Zeit passiert!! Am Anfang des Jahres sah das so lang aus, aber inzwischen wirkt es kürzer und kürzer.
Hat irgendjemand 3/4 Monate gefunden die ich verloren habe?
Ich habe einige meiner Fächer gewechselt weil ich keine Lust mehr auf Physik und Geschichte hatte und habe zu Fächern wie Meeresbiologie, Philosophie und Menschenrechte gewechselt.
Definitiv sehr gute Entscheidungen!! Meine neuen Fächer gefallen mir um einiges besser und ich habe die Chance Fächer zu haben die es in Deutschland einfach nicht gibt.
So entstehen Babyseeigel in USA
Sonst versuche ich momentan einfach den Rest meines Auslandsjahres zu genießen da inzwischen eindeutig mehr als die Hälfte vorbei ist und ich noch nicht bereit bin an die Abreise zu denken!!
Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde in Deutschland, aber mit jedem Tag den ich hier bin fühlt sich hier alles mehr wie ein zweites Zuhause an.